Sonntag, 28. Mai 2017
Sonntag, den 28.05.2017
Auf Grund der sich anbahnenden Wetteränderung sind wir von Lilla Edet in Einem bis nach Vännerborg durchgefahren. Den geplanten Stopp in Trollhätten haben wir ausgelassen. Außerdem wollten wir in einen Hafen gehen, in dem man wieder die Duschen, Toiletten und Einrichtungen zum Geschirrabwaschen usw. nutzen kann.
Spannend war in Trollhätten die Schleusentreppe. Insgesamt 4 Schleusen hintereinander mit jeweils 6 bis 7 Metern Höhenunterschied (kann auch mehr sein). Nachdem wir in die erste Schleuse eingefahren waren und das Tor sich hinter uns geschlossen hatte, warteten wir auf das Einlassen des Wassers – doch es passierte nichts. Plötzlich öffneten sich die hinteren Schleusentore und ein weiteres Schiff fuhr in die Kammer. Die Crew versuchte erst an der einen Seite anzulegen, dann an der anderen Seite. Nachdem auch das nicht funktionierte, hatte ich den Eindruck, die wollten in der Schleusenkammer wenden – alles etwas chaotisch. Schließlich hatten sie mit der Bug-Leine festgemacht und achtern hielten sie sich mit den Händen an der Spundwand fest.

Zum Glück lies der Schleusenwärter das Wasser nur sehr langsam ein, sodass keinerlei Strömungsgefahren entstanden.
Der im Bug stehende quatschte uns auf Deutsch an und meinte: na, Rentner und jetzt auf große Tour gehen! – wir haben nur gelacht. Es stellte sich heraus, er ist Holländer, wohnt mit seiner schwedischen Frau in Schweden und überführt gerade sein Schiff mit Schwager und Freund von Göteborg an die Ostseite Schwedens.
Wir kamen später mit ihm ins Gespräch, da wir vor einer Eisenbahnhubbrücke längere Zeit warten mussten. Seine Meinung über die Schweden, EU und anderes war interessant:
Er meinte, die Holländer haben ja eine große Klappe, aber die Schweden wären das ganze Gegenteil. Immer etwas zurückhaltend, nicht übermäßig Kontaktfreudig, niemandem auf die Füße tretend, es geht alles etwas langsamer, die Technik ist etwas veraltet und die Jugend nicht arbeitsam bzw. verweichlicht. Trotzdem fühlt er sich wohl, weil das Land wunderbar, viel Natur, man hat hier seine Freiheit und der Lebensstandard ist finanzierbar (er bekommt auf Grund einer Wirbelsäulenkrankheit seine Pension aus Holland).
Obwohl er die Vorzüge der EU nutzt, ist er gegen die EU, weil die nationalen Unterschiede doch zu groß sind und insbesondere hier in Schweden zu viel Asylanten eingelassen wurden. Diese wiederrum betteln überall und das findet er nicht nur lästig.
Wir stellten auf der Basis unserer bisherigen Erfahrungen mit „den Schweden“ fest, dass wir während unseres Törns zwar mit vielen Menschen gute und interessante Gespräche geführt, bisher allerdings noch mit keinem Schweden näheren Kontakt hatten. Alle sehr reserviert!
Beispiel 2: bei einem Einkauf hatte sich an der Kasse eine lange Schlange gebildet. Als eine zweite Kasse geöffnet wurde, warteten wir zunächst, aber keiner der vor uns Stehenden wollte sich an die zweite Kasse begeben. Daraufhin haben Conny und ich uns dort angestellt. Erst anschließend kamen weitere, die sich dann hinter uns einreihten!
Beispiel 3: Im Gästehafen von Vännerborg schließt der Hafenmeister sein Büro am Samstag um 16:00 Uhr; am Sonntag ist er nur von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr da. Eigentlich ist am Wochenende der größte Schiffsverkehr – damit empfinde ich die Öffnungszeiten als eigentümlich.
Beispiel 4: Ich frug den Hafenmeister nach dem WLan-Anschluss. Die Antwort: Der Sturm hat den Sender auf dem Dach des Büros umgeknickt und beschädigt. Man hofft, dass in einer Woche der WLan-Anschluss wieder funktioniert. Nach Auskunft eines englischen Seglers, den wir hier trafen, war die letzte Woche kaum Wind auf dem Vännern – also musste der Sturm schon vor längerer Zeit gewesen sein.
Vorsichtig ausgedrückt stelle ich fest, dass die Einschätzungen des Holländers aus diesen wenigen Erfahrungen bestätigt werden.
Heute nun legen wir einen Ruhetag ein, planen eine geänderte Überfahrt über den Vännern und lassen die Sturmböen über uns hinwegfegen

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Freitag, den 26.05.2017
Die Kanalfahrt ist trotz der schönen Landschaft und dem blauen Himmel eintönig.

Allerdings sind für uns einige Besonderheiten neu:
Wir setzen erstmals unser Funkgerät ein, da wir uns an den Brücken und Schleusen per Funk anmelden müssen. Das funktioniert recht gut, auch wenn man den Brückenwärter darauf hinweisen muss, er möge doch bitte englisch und nicht schwedisch antworten.
Bei der ersten Schleuse in Lilla Edet melden wir uns ebenfalls an. Ein vor uns fahrendes Motorboot wartet bereits auf das Öffnen der Schleusentore und hat deshalb am Wartesteg festgemacht. Als wir ebenfalls anlegen wollen, kommt das Schleusensignal zum Öffnen der Tore und wir können gleich einfahren. - Aber alles funktioniert anders als in den Hinweisen enthalten. Ich weise den Schleusenwärter noch darauf hin, dass es unsere erste ist und er möge doch vorischtig sein, was er auch berücksichtigt.
Wir schauen uns die Festmachtechnik bei dem Motorbootfahrer ab:
Mit der Bugleine an den Pollern, die in die Schleusenwand alle ca. 3 Meter eingelassen sind und mit dem Heck halten wir uns mit dem Bootshaken fest. Geht wunderbar.
Gleich nach der Schleuse ist der Hafen, den wir auch für die Nacht nutzen, denn es ist bereist 18:00 Uhr.


Nirgends ein Hinweis auf Hafengebühr und sanitäre Anlagen.
Ich frug deshalb zwei Männer, die in der Nähe der Schleuse sich unterhielten. Der eine schon etwas angetrunkene nahm mich in den Arm und erklärte mir mit seinem wenigen Englisch, warum die Schleusenpier zu einem großen Teil gesperrt sei. Ein holländischer Frachter hatte im Februar die Pier zu einem erheblichen Teil beschädigt und musste mehrere Tage mit Schlagseite entladen und geborgen werden.
Der andere Mann erklärte mir, dass die Schleuse jetzt von Trollhätten aus gesteuert wird und der frührer Schleusenwärter in einem Haus oberhalb der Schleuse wohnt. Dieser öffnete mir allerdings nicht die Haustür. Also kein Hafengeld. Auch die sanitären Anlagen sind wegen Vandalismus geschlossen.
Bei einem Gang zu dem "Schossberg" stelle ich auf der einen Straßenseite normale Häuser fest und auf der anderen einstöckige Wohnsilos. Auf dem Rückweg begegnet mir nochmals der eine Mann von der Schleuse und fragt einen vorbeilaufenden Arbeiter, ob er näheres über die Situation an der Schleuse wisse. Er kann uns auch nicht weiterhelfen, wirkte allerdings auch etwas eigentümlich - und das nicht nur auf Grund seines Aussehens.
Man merkt, die landschftliche Idylle ist doch sehr brüchig.

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